AUF IN DIE DANAKIL-SENKE
Unser Abenteuer Danakil beginnt. Garry, unser Guide, sitzt in unserem Geländewagen und bereitet uns auf eine 6 Stunden Fahrt zum Basislager des Erta Ale vor. Die ersten Stunden führen durch das Hochland der Afar Region und die Straße schlängelt sich durch die Berge. Sami, unser Fahrer, hat unentwegt die Hand auf der Hupe und betätigt diese auch bei jeder unübersichtlichen Situation und Ziege. Garry erklärt uns, dass die Afar eigene Gesetze haben wie z.B. dass die Strafe für jede überfahrene Ziege 12x dem Wert einer Ziege entspricht. Diese Regelung wird wohl von den Afar streng gelebt. Wir verstehen langsam, warum wir das Gefühl haben, dass die Ziegen absichtlich auf die Straßen getrieben werden, handelt es sich ja schließlich um ein lukratives Geschäft. Sollte der Fahrer mal nicht ausfindig gemacht werden, wird kurzerhand jedes Auto im nächsten Dorf angehalten. Die Strafe muss bezahlt werden, da eine Weiterfahrt mit Waffengewalt verhindert wird. Glücklicherweise fährt keines unserer 4 Autos eine Ziege oder noch schlimmer bzw. teurer ein Kamel an. Wir verlassen langsam die Berge und verlieren stetig an Höhe, was wir auch an der steigenden Temperatur merken. Die Landschaft ändert sich nun in eine unwirkliche Lavawüste. Immer wieder sehen wir Hütten der Afar am Straßenrand. Nach ca. 3. Stunden verlassen wir die recht neue und befestigte Straße. Ab jetzt geht es offroad voran, erst noch langsam durch Lavafelder, später schneller durch die weite Sandwüste. Immer wieder sehen wir kleine Sandtornados, die sich ihren Weg durch die Danakil-Wüste suchen.
Gegen späten Mittag machen wir Rast in einer Afar-Siedlung die mitten im Nichts der Sandwüste zu liegen scheint. Die Afar leben hier auf einfache Art und Weise in Blechhütten. Unsere Gruppe nimmt auch Platz in einer dieser Hütten, um im Hitzeschutz das Mittagessen zu genießen. Einige Afar-Kinder schauen in unserer Hütte vorbei und beobachten uns neugierig. Ein Afar-Mädchen ist so interessiert, dass es ein englisches Mädchen aus unser Gruppe zum Spiel „Drei gewinnt“ auffordert. Ganz pragmatisch spielen die beiden das Spiel mit Stöcken im Sand.
Die Afar sind leider sehr fotoscheu oder wollen für jedes Foto Geld haben. Wir akzeptieren dies, sodass es leider kaum Fotos aus dieser Siedlung gibt.
Unsere letzte Etappe mit dem Geländewagen führt uns weiter eine halbe Stunde durch die Sandwüste, bis wir das nächste Afar-Dorf erreichen. Dieses Dorf liegt direkt an der Grenze zur Lavawüste und wirkt auf uns sehr ursprünglich mit seinen kleinen runden Hütten. Die Kinder des Dorfes winken aus der Ferne und einige laufen mehrere hundert Meter neben unseren Autos her. Es ist beeindruckend, wie schnell die Kinder mit ihren Plastiksandalen oder sogar barfuß über die scharfkantigen Lavafelder rennen. Wir stoppen kurz, um auf die restlichen Autos unserer Gruppe zu warten und mit den Kindern zu agieren.
Die letzten Kilometer bis zum Erta Ale Basislager kommen wir nur noch sehr langsam voran. Unser Fahrer Sami sucht immer die optimale Linie über den schlechten Weg, der offroad Abenteuer pur bietet oder wie die Äthiopier sagen eine „Ethiopian Massage“, da man ordentlich durchgeschüttelt wird. Gegen ca. 16.00 Uhr erreichen wir schließlich das Basislager des Erta Ale.
ERTA ALE BASISLAGER
Am Fuße des Erta Ale liegt mitten in der Lavawüste das Basislager für die Wanderung zum Vulkankrater. Mehr als zweidutzend kleine Steinhütten bieten den Touristengruppen und stationierten Soldaten Schutz vor der Hitze. Auch unsere Gruppe entspannt sich im Schatten der Hütten, um auf den Sonnenuntergang zu warten. Der fast 4-stündige Aufstieg auf den 600 Meter hohen Vulkankrater wird aufgrund der Hitze untertags nur nach Sonnenuntergang empfohlen.
AUFSTIEG ZUM ERTA ALE LAVASEE
Im letzten Tageslicht startet unserer Gruppe, wie 5 weitere in Richtung Kraterrand des Erta Ale. Stets begleitet von 2 Soldaten, welche nach einem tödlichen Überfall im Jahr 2012 Pflicht sind, und 2 Kamelen suchen wir im Schein der Taschenlampen unseren Weg. In der Ferne sieht man immer wieder den Schein des von der aktiven Lava angestrahlten Gaswolken. Der Aufstieg ist mühsam und die Temperaturen liegen immer noch über 25 Grad, da das schwarze Lavagestein die Wärme speichert und in der Nacht abgibt. So brauchen wir bei der Wanderung fast 2 Liter Wasser pro Person und machen jede Stunde eine kleine Pause.
Am äußeren Kraterrand befindet sich ein einfaches Lager mit Hütten aus Stein, in denen Soldaten aufgrund der Nähe zu Eritrea und dem tödlichen Überfall 2012 Wache halten. Wir verweilen uns nur kurz und folgen einem steilen Weg hinab in die Lava-Wüste des Kraterinneren. Erst im Januar 2017 ist der Lavasee zuletzt übergelaufen, wodurch die Lava auf unseren letzten 400 Metern zum Lavasee ganz frisch und noch porös ist. Garry gibt uns die Anweisung, dicht hintereinander zu gehen und ihm genau zu folgen, um ein mögliches Einbrechen auf der frischen Lava zu verhindern. Die Spannung steigt je näher wir dem Lavasee kommen, aber auch die Schwefeldämpfe werden intensiver. Der Aufenthalt direkt am Rand des Lavasees ist nur mit Mundschutz zu ertragen. Immer wieder kämpfen wir mit den Dämpfen. Wir haben leider nur unsere Buffs und Tücher als Atemschutz dabei, empfehlen aber eine Atemmaske* mitzunehmen.
IMPRESSIONEN VOM LAVASEE DES ERTA ALE
Wir genießen den atemberaubenden Anblick der aktiven Lava. Es brodelt und dampft im ganzen Lavasee. Die Riftplatten bewegen sich stetig und wir können es kaum fassen, nur zwei Meter entfernt am Rand eines aktiven Vulkans zu stehen. Garry macht uns immer wieder darauf aufmerksam, aus lauter Faszination nicht noch näher an die Kraterkante zu gehen, da diese ab und an einbricht. Überall macht es Klick Klick und ein Foto nach dem anderen wird geschossen, denn wo auf der Welt kann man schon einem aktiven Vulkan so nahe sein. In Europa oder sonst wo müsste man wahrscheinlich einen Kilometer entfernt stehen – that’s Africa.
SCHLAFEN UNTERM STERNENHIMMEL
Nach gut einer Stunde voller toller Eindrücke und vielen eingeatmeten wahrscheinlich giftigen Gasen kehren wir zurück zum Lager am oberen Kraterrand. Unser Nachtlager mit Matratzen ist bereits hergerichtet und wir gönnen uns als Gute Nacht Drink noch ein Glas äthiopischen Wein. Ungeschützt liegen wir nun unter dem Sternenhimmel nur 500 Meter vom Lavasee entfernt. Schlafen fällt da schwer, vor allem auch, weil es doch kälter wird als Garry meinte. Also auch wenn die Guides euch erzählen, dass eine Jacke ausreicht, würden wir doch jedem empfehlen, einen leichten Schlafsack mit auf den Erta Ale zu nehmen.
HAFTUNGSAUSSCHLUSS:
In diesem Reisebericht teilen wir unsere persönlichen Erfahrungen über unsere Reise in die Danakil-Senke. Bitte beachtet, dass es in dieser Region immer wieder zu tödlichen Überfällen und Entführungen kommt. Das Auswärtige Amt warnt vor Reisen in die Danakil. Bitte lest euch die Sicherheitshinweise des Auswärtigen Amtes durch. Leider ist es erst einem Monat nach unserer Wanderung zum Erta Ale zu einem tödlichen Vorfall eines deutschen Touristen in der Nähe des Kraters gekommen. Wir haben uns zwar aufgrund der Soldaten zu keinem Zeitpunkt unsicher gefühlt, bitten aber jeden sich vor seiner Reise in die Danakil der Gefahr bewusst zu machen. Jeder Tourist, der nach dem Lesen dieses Artikels in die Danakil reist, ist selbst verantwortlich, sich um seine Sicherheit zu kümmern. Wir haften nicht für irgendwelche Unfälle, Entführungen etc., die nach dem Lesen dieses Artikels auftreten.
>> Sicherheitshinweise des Auswärtigen Amtes
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